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Nachthimmel Teil II: Aoraki/Mackenzie Dark Sky Reserve

Church of the Good Shepherd und Milky way Core in der zweiten Nachthälfte
Church of the Good Shepherd und Milky way Core in der zweiten Nachthälfte

Es gibt Dinge, auf die man sich schon lange freut, geradezu darauf hin fiebert. Genauso erging es mir mit dem Besuch im Aoraki/Mackenzie Dark Sky Reserve rund um den Lake Tekapo und den Lake Pukkaki mit dem höchsten Berg Neuseelands unweit dessen Nordufers.

Bei meinem Besuch in Tekapo vor gut 8 Jahren habe ich in Sachen Nachthimmel Feuer gefangen. Damals war ich zweimal dort, Anfang Dezember und Anfang Januar, jeweils um den Neumond. Nun sind das aber gerade die beiden Monate, in denen das Zentrum der Milchstraße auch in Neuseeland nicht sichtbar ist und zudem ist das genau die Zeit der kürzesten und damit hellsten Nächte im neuseeländischen Sommer. Außerdem war mein Zoom damals mit Lichtstärke 3,5-4,5 wahrlich kein Objektiv, das für die Astrofotografie prädestiniert wäre. Alles in allem also keine optimalen Voraussetzungen für aufregende Astrofotos.

Und dennoch sind damals Bilder entstanden, die mir über all die Jahre in im Gedächtnis geblieben sind und meinen Wunsch bestärkt haben, ins Mackenzie Bassin zurückzukehren.

Aber klar war mir auch, dass ich zu einem Zeitpunkt dort sein wollte, an dem die Milchstraße und insbesondere das Zentrum der Galaxie besser zu beobachten sind, als in den neuseeländischen Sommermonaten Dezember und Januar. Daher habe ich mir überlegt, dass ich diesmal von Mitte/Ende Januar bis Mitte März in Neuseeland sein wollte. Noch angenehm warme Temperaturen im neuseeländischen Spätsommer, aber zwei Neumonde, um die herum man den Nachthimmel schon gut ins Visier nehmen kann. Und da ich für die Gegend um Tekapo einige Ideen im Kopf hatte, wollte ich hier den zweiten Vollmond während meiner Reise erlebe, weshalb ich diesmal mit der Nordinsel begonnen habe und erst Mitte Februar auf die Südinsel gewechselt bin.

 Eigentlich hatte ich geplant, 2-3 Tage später im Dark Sky Reserve anzukommen und dort wirklich die Tage um den Neumond zu verbringen, die gute Wettervorhersage für die Zeit knapp vor dem Neumond  hat mich meinen Plan aber ändern lassen. Ich wollte nicht dort ankommen und den Eindruck haben, eine gute Chance um 2-3 Tage verpasst zu haben. Und diese Entscheidung war auch gut so, denn ich hatte 3 von 4 Nächten mit klarem Himmel und wunderbarem Blick auf die Sterne am Firmament. In der ersten klaren Nacht am Lake Ohau (der südwestlich der beiden anderen Seen liegt und etwas kleiner ist und abseits der großen Touristenströme liegt) war in der zweiten Nachthälfte der Mond allerdings noch zu hell und zudem zu nah am Zentrum der Milchstraße, so dass ich mich dort auf die Bereiche rund um das Kreuz des Südens und die beiden magellan'schen Wolken fokussiert habe, die ab ca. 22.00 Uhr bis kurz nach Mitternacht (und damit vor dem Mondaufgang) schön am Himmel stehen..

Aber der Reihe nach. Von den Moreaki Boulders kommend, an denen ich tagsüber schönes Licht aber nachts keinen guten Blick auf die Sterne hatte, bin ich etwa 200km direkt an den Rand des Dark Sky Reserve gefahren. Eigentlich hatte ich eine Übernachtung in Twizel, einem etwas seelenlosem Dorf, dass im letzten Jahrhundert für Arbeiter an den Wasserkraftwerken hochgezogen wurde und sich jetzt ganz dem Tourismus verschrieben hat, geplant. Irgendein siebter Sinn hat mich dann aber wenige Kilometer vor Twizel an den Lake Ohau abbiegen lassen. Und diese Entscheidung war absolut Gold wert. Am zweiten DOC Campingplatz am See stand ein alter toter Baum direkt am Wasser. Ein Check mit der Photopills App zeigte, dass der Baum gegen Mitternacht wunderbar von der Milchstraße und den beiden magellan'schen Wolken eingerahmt sein würde. Hier ist das Ergebnis.

Die Nacht am See, an dessen Nordende Berge mit Gletscher- und Firnfeldern lagen, war klar und richtig kalt. Nach drei Stunden Fotografieren unter dem Nachthimmel war ich trotz einiger Schichten Kleidung im Zwiebelsystem so ausgekühlt, dass ich den Rest der Nacht im Schlafsack gefröstelt habe, obwohl ich direkt, bevor ich in ihn hineingekrochen bin, noch einmal für Kohlenhydrat-Nachschub gesorgt habe. Morgens war dann Raureif auf dem Zelt und der Windschutzscheibe des Wagens. Aber dieser wunderbare Nachthimmel war mir das wert.

Am nächsten Morgen gab es dann erstmal heißen Kaffee. Das Zelt stand zum Glück so, dass es recht früh in der Sonne lag, so dass die Temperaturen dann schnell angenehm waren. Dann ging es über Twizel weiter Richtung Mount Cook, am Ostufer des Lake Pukkaki entlang. Bevor ich mich dort am völlig überfüllten Campingplatz einquartiert habe, habe ich noch einen Abstecher zum Lake Tasman und dem gleichnamigen Gletscher unternommen. Die Checks mit Photopills haben ergeben, dass die Milchstraße hier zu dieser Jahreszeit nicht günstig steht gemessen an der Richtung, in der das Tal verläuft. Gleiches gilt im übrigen für das Hooker Valley am Mount Cook. In beiden Fällen ist der neuseeländische Winter im Juli-August dann die bessere Variante.

Wie schon angedeutet, waren die Bereiche um den Mount Cook ziemlich überlaufen. Die Wanderung zum Hocker Lake glich auf dem Hinweg eher einem Slalom um die Menschen herum, die auf dem Rückweg vom See waren. Auf meinem Rückweg gegen 18-19 Uhr war es dann besser. Die Nacht am Mount Cook war leider bewölkt. Eigentlich wollte ich dort auch zwei Tage bleiben, aber die Wettervorhersage sah für Tekapo und den Mount Cook nur für die nächsten zwei Tage freien Himmel vor. Und da ich in Sachen Motiven mehr Ideen für Tekapo hatte, wollte ich die Chance dort in zwei Nächten nutzen.

 In Tekapo angekommen, bin ich zunächst zum Infocenter des Dark Sky Reserve gegangen und habe mir ein paar aktuelle Informationen besorgt. Bei einem längeren Gespräch mit einem Mitarbeiter, der selbst auch fotografiert, habe  ich einige Tips für gute Locations bekommen. Darunter auch Orte, die einen guten Windschutz bieten. Gerade dieser Tip war viel wert, da beide Nächte in Tekapo  sehr windig waren. In der ersten Nacht die erste Hälfte, in der zweiten Nacht frischte der Wind gegen Mitternacht auf.

Nachdem ich mit in Tekapo eingerichtet habe, bin ich die verschiedenen Stellen tagsüber einmal abgelaufen bzw. -gefahren und habe nach Perspektiven gesucht und mir mit der Photopills App Screenshots gemacht, die zeigen. zu welcher Nachtzeit die Milchstraße an der richten Stelle bezogen auf den Vordergrund steht. Einen solchen Screenshot zum Bild oben rechts, seht ihr jetzt unten (die Zeit, an der das endgültige Bild entstanden ist, ist etwas früher, daher der leicht andere Winkel der Milchstraße).

Oberhalb von Tekapo gibt es auf dem Mount John  ein Sternen-Observatorium der University of Canterbury, die in Christchurch ihren Sitz hat. Leider bzw. verständlicherweise sind die Bereiche um die Sternwarte nachts gesperrt, so dass sich die Möglichkeit, dort zu fotografieren, nicht ergab.  Das ist vielleicht  auch gar nicht so schlimm, dann bei Stereoaufnahmen, die die Landschaft mit einbeziehen, wäre Tekapo mit seinen Lichtern störend im Vordergrund gewesen.

Ein besonders ikonischer Ort liegt aber am Rand des Dorfs Tekapo, nämlich die Church of the Good Shepherd direkt am Ufer dies Sees. Allerdings ist die so beliebt, dass sie tags wie nachts umlagert ist, nachts von zahlreichen Stirnlampenträgern, die es schwierig machen, ein Bild ohne störende Lichter im Vordergrund zu machen. Insbesondere das rote Licht der Stirnlampen, das ja eigentlich gut ist, weil ich die Nachtadaption der Augen nicht stört, sah nicht schön aus, wenn es die Kirche selbst bzw. die trockenen goldgelben Gräser rund um das Gotteshaus beleuchtet hat. In der zweiten Nachthälfte war der Betrieb dann aber deutlich weniger, so dass sich da Chancen ergaben, die zudem das Zentrum der Milchstraße mit im Bild haben. 

Im Informationszentrum wurde mir zudem gesagt, dass ich ein Auge auf die Aurora Australis haben sollte, da die Sonnenaktivität aktuell hoch ist. Meine App hat mir diesbezüglich keine Hinweise gegeben. Aber zumindest der grüne Airglow war in beiden Nächten am Horizont sichtbar.

Eigentlich wollte ich eine dritte Nacht nahe Tekapo bleiben und damit die eigentliche Neumondnacht auch dort verbringen. Nach zwei Tagen mit klarem Nachthimmel zog es sich aber zu und die Wettervorhersagen waren eindeutig, so dass ich mich entschlossen habe, mein Glück in den kommenden Tagen weiter nördlich zu suchen. Die folgenden Nächte würden  grundsätzlich gute Bedingungen für Nachtfotografie bieten, weil der Mond nur eine kleine Sichel ist und zudem früh untergeht, so dass die zweite Nachthälfte dunkel genug ist. Aber dafür müsste der Himmel auch klar sein.

Benro Polaris:

Mit dem Benro Polaris, von dem ich in meinem ersten Blogbeitrag zu Darkskies vor etwa 4 Wochen schon berichtet habe, konnte ich jetzt weitere Erfahrungen sammeln. Das Gerät ist, wie in dem Blogartikel vom letzten Monat in Wairapapa beschrieben, komplex und nicht ohne Tücken, die Hardware arbeitet aber zuverlässig, sobald das Gerät nivelliert und auf einen Stern justiert wurde. Und wenn man den Prozess der Nivellierung und Kalibrierung auf einen Stern/Planeten häufiger macht, wird der ganze Prozess immer schneller und die Fehlerrate (Handy falsch herum an den Polaris halten, wenn man die Position an den Polaris schickt) sinkt deutlich.

Ich möchte an dieser Stelle mal aufzählen, was mir bislang gefällt, und wo ich mir noch Veränderungen wünsche:

 

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- Das Gerät benötigt keine freie Sicht auf den Polarstern (Nordhalbkugel) oder den Bereich auf den Southern Celestial Pole (nahe des Octans Sternbildes), sondern kann auf einen Stern oder Planeten aus einer Liste, die einem die App anbietet, kalibriert werden. Zu solchen Sternen gehören zum Beispiel Sirius, Beteigeuze, Polaris ... oder sichtbare Planeten.

- Meiner Erfahrung nach, kann man die Stern Nachführung (zum Beispiel um den Vordergrund zu fotografieren) kurzzeitig ausschalten und danach wieder einschalten ohne neu Kalibrieren zu müssen. Das Gerät scheint anhand der Zeitinformation über die App die Position neu berechnen zu können.

- Die Mechanik macht einen guten Eindruck. Ich habe den Startracker mit Nikon Z7II und Z8 genutzt (die aufgrund der hohen Auflösung Fehler ja schneller sichtbar machen) und Optiken wie dem 14-24/2.8 oder dem 20/1.8. Mit dem 70-200mm/2.8 ist es dann offenbar überfordert, vielleicht lag das aber auch am Wind, ich werde das in einer windstillen Nacht noch einmal versuchen.

- 3-4 Minuten Belichtung bei Nachführung sind durchaus realistisch und damit Zeiten, die für die Astrofotografie mit Brennweiten zwischen 14mm und 50mm mehr als ausreichend sind.

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- Nicht so gut gefällt mir, dass der Benro Polaris zwei kleine LED hat, die je nach Richtung, in die man fotografiert, den Vordergrund etwas beleuchten, was bei Nachtfotografie ja durchaus eine relevante Menge Licht sein kann.

- Ferner würde ich mir wünschen, dass es für die App einen Art Modus gibt, der die Nachtsicht nicht beeinträchtigt. Ich habe mein Handy zwar nachts auf geringster Helligkeit stehen, aber in einer wirklich dunklen Nacht ist das trotzdem sehr hell.

- Eine Information über den Akku Ladestand wäre schön, da man so unnötige Ladezyklen verhindern und damit die Lebensdauer des Akkus erhöhen könnte. Ich würde vorher gerne wissen, ob der Akkustand noch für eine Nacht reicht oder ob ich nachladen muss. Die könnte mir ja auch über die App angezeigt werden.

- Wenn man den Astro Modus des Polaris anwählt, muss man das Handy parallel zum Gerät halten, so dass der Polaris die Position und den Winkel übermittelt bekommt, in dem er steht. Hält man das Handy in die falsche Richtung, sind Nord und Süd vertauscht. Diese Fehlerquelle könnte man minimieren, wenn es in der App selbst ein Symbol (Pfeil oder Markierung, welche Seite des Handys zum Polaris zeigen soll) gäbe. Ich hoffe, dass das in einem Update der App noch hinzugefügt wird.

 

Trotz der oben genannten Abstriche bin ich mit dem Benro Polaris sehr zufrieden, weil er die Nachtfotografie deutlich unkomplizierter macht. Dabei habe ich noch lange nicht alle Funktionen ausprobiert, die er mir bietet (z.B. automatisierte tracked Panoramen). Das gilt auch die die anderen Funktionen wie Timelapses, normale Panoramen ..., die das Gerät ja auch bietet.

 

PS: Weitere Bilder folgen.