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Von den Nelson Lakes nach Punakaiki

Nach drei Wochen Roadtrip auf der Nordinsel bin ich von Auckland mit dem Flieger nach Christchurch geflogen und habe mich da abends erst einmal "eingebuchtet" ... ähm einquartiert. In einer Unterkunft, die vorher mal Gefängnis war und die viel von ihrem alten Charakter einer Haftanstalt bewahrt hat. Irgendwie gruselig aber auch mal eine ganz andere Unterkunft mit eigenem Charme.

Tags drauf habe ich den Mietwagen abgeholt und bin aufgebrochen gen Norden, Richtung Nelson Nationalpark mit seinen Wäldern und Seen. Für einen Tag war mir die Fahrt  zu weit, so dass ich Zwischenstop in Hammer Springs gemacht habe. Top Infrastruktur, aber eben alles auf Tourismus ausgelegt, vom Bungie-Jumping, über Biken, Jetboot fahren bis Wellness und Wandern. Das war mir irgendwie dann doch etwas zu viel.

So war ich froh, am nächsten Tag nach einer Fahrt über den Lewis-Pass in Saint Arnaud am Lake Rotoiti anzukommen. Dort habe ich mich mit einem Schiff ans Südende übersetzen lassen und bin am Ostufer dann den Weg zurück gewandert. Gut 10 km durch wunderbare Wälder, den See fast immer nur einen Steinwurf entfernt. Eine schöne Halbtagswanderung.

Abends hat es sich dann leider (oder zum Glück) zu gezogen. Aber das ist aus fotografischer Sicht ja allemal spannender aus blauer Himmel. Und den bekannten Steg am See hatte ich so fast eine Stunde für mich alleine und konnte ein bisschen mit Langzeitbelichtungen experimentieren. Die Nacht war dann relativ feucht, bis etwa Mitternacht gäbe es viel Regen und Wasser, dass vom Außenzelt auf den Footprint des Zeltes tropfte und sich zwischen Footprint und Zeltboden sammelte. Hier rächt sich die hohe Bodenfreiheit des Außenzeltes beim Anjan. Bei gutem Wetter toll, weil es für eine gute Belüftung sorgt, hat diese Konstruktion bei Regen auch seine Nachteile. Aber so ist das nunmal im Leben, die perfekte Lösung für alle Fälle gibt es im Leben wohl nur äußert selten. 

Am Morgen bin ich dann auf der anderen Seite des Sees zu den Whisky Falls gewandert. Ein toller Wasserfall, der aber nicht ganz einfach ins Bild zu fangen ist, weil er mitten in einem dschungelartigen Wald liegt und irgendwie immer etwas die Sicht verstellt. Auch das, war aber mit gut 11km eine schöne Halbtageswanderung.

By the way .... Kiwis habe ich bislang noch nicht gesehen, die scheuen Gesellen sind nachtaktiv und recht selten. Dafür aber Wekas, auch als Waldhühner bezeichnet, die im Wald oder an dessen Rändern häufig anzutreffen sind und die den Menschen kaum scheuen. Sie haben immer auch mal wieder mein Zelt inspiziert, vermutlich auf der Suche nach Essbaren.

Auch andere Tiere kommen stellenweise in Scharen vor,  sie suchen ebenfalls Nahrung, die sie in unserem Blut finden. Die Rede ist nicht von Mücken, sondern von Sandfliegen. Etwas so groß wie Fruchtfliegen bei uns, wirken sie auch harmlos. Sie sind es aber nicht! Ihre Bisse hinterlassen Spuren, die denen von Mückenstichen im nichts nachstehen. Gerade an Tagen mit wenig Wind und in der Nähe von Gewässern, sollte man auf die Plagegeister eingestellt sein und sich mit einem Spray oder eine Creme eindecken, die es in Neuseeland in den meisten Supermärkten gibt. Und man sollte nicht erwarten, dass ein Mittel dann hundertprozentigen Schutz gewährt. Lange Kleidung hilft immer noch am besten, und auch, wenn es modisch nicht der letzte Schrei ist, Wandersocken, auch wenn man in Sandalen unterwegs ist. Der der Bereich um die Knöchel war zumindest bei mir bevorzugte Bissregion, was dann unangenehm ist, wenn man dann in die Wanderschuhe hineinschlüpft.

Über den kleinen Weiler Berlin(s), der vielleicht über eine Handvoll Einwohner verfügt, und in dem ich übernachtet habe, bin ich dann an die Westküste gefahren. Zunächst Richtung Westport und Cape Foulwind. Die Luft dort war gut, der Name geht auf Captain Cook zurück, dessen Schiff am Kap von Winden abgetrieben wurde. Die felsigen Kliffe nördlich des Leuchturms und die spannenden Muster von runden Findlingen und Felsstrukturen, die bei Ebbe freigelegt werden, sind absolut einen Besuch wert, genauso wie das Whole in the Rock und die Tauranga Bucht weiter südlich.

Am frühen Nachmittag bin ich von dort noch einmal knapp 50km Richtung Süden gefahren, zum Paparoa Nationalpark und den Pancake Rocks bei Punakaiki. Die wie Pfannkuchen auf einem Teller geschichteten Felsen, die der Brandung der Tasmansee voll ausgesetzt sind, sind absolut einzigartig, aber auch dementsprechend überlaufen. Aber die ganze Küstenregion rund um Punakaiki ist wild und spektakulär, das Hinterland der Küste bietet mit engen Tälern mit Sandsteifelsen und einer tollen Vegetation schöne Wandermöglichkeiten. Nur einkaufen sollte man vorher ... der kleine Ort bietet neben Unterkünften und dem Nationalparkzentrum kaum weitere Infrastruktur.