Der erste Schreck kam in Deutschland und nein, es war kein Streik bei der Bahn, wie er in den letzten Monaten immer wieder vorkam. Vielmehr wurde mir am Flughafen gesagt, dass ich nicht an Board könnte, da ich keine ETA Bestätigung hatte. Routine rächt sich, Reiseführer und Informationen waren noch von 2015 vom letzten Neuseelandaufenthalt. Und das war vor Corona, als das Reisen noch einfacher war.
Also gedanklich schon auf den deutschen Winter eingestellt, habe ich die ETA Erklärung noch schnell online abgegeben und siehe da, keine 30 Minuten später hatte ich die Bestätigung und konnte dann doch an Board.
Ich nehme dieses unerwartete Glück als eine Lektion, demnächst genauer hinzuschauen, auch wenn ich ein Land schon bereist habe.
Gut 25 Stunden später bin ich dann in Auckland ausgestiegen und mit dem Bus in die Stadt gefahren. Zum Glück lief beim Hotel alles gut, so dass ich mich dann erstmal etwas hinlegen konnte. Die Zeit im Flieger macht man zwar nicht wirklich viel außer essen, dösen und Entertainment Programm anschauen, aber trotzdem war ich völlig gerädert.
Die ersten Tage Auckland habe ich mir gegeben, um mich zu akklimatisieren, Sommer statt Winter und dazu 12 Stunden Zeitverschiebung. So wollte ich erstmal in Ruhe ankommen, bevor es dann mit dem Mietwagen und bei Linksverkehr auf den Roadtrip ging.
Und so bin ich durch die Straßen und Parks Aucklands gebummelt, habe noch ein paar Besorgungen gemacht und versucht, tagsüber trotz Müdigkeit durchzuhalten, um schnell in den anderen Tag/Nacht Rhythmus zu kommen. Und den Montag Nachmittag einen Bekannten getroffen und in der Nähe Aucklands fotografiert.
So war ich am dritten Tag halbwegs im Rhythmus, habe den Mietwagen in Auckland übernommen und bin erstmal nur ein paar Kilometer bis Muriwai Beach gefahren. Eigentlich hatte ich mich dort auf eine Basstölpel Kolonie gefreut, die man von einem Aussichtspunkt sehr gut sehen kann. Leider sind die Wege bei einem Wirbelsturm im letzten Februar so heftig zerstört worden, dass sie noch nicht wieder komplett in Stand gesetzt und daher gesperrt waren. So konnte ich die Basstölpel nur vom Strand aus in damit im Flug fotografieren. Der Nachmittag und Abend verging dann wie im Flug, das Licht bot sogar etwas Dramatik.
Am nächsten Morgen bin ich dann weiter nach Norden an die Kauri Küste gefahren. Luftlinie gar nicht mal weit entfernt, aber die Straßen Neuseelands machen so einige Umwege, so dass ich deutlich länger unterwegs war, als zunächst gedacht. Einen kurzen Zwischenstop habe ich noch an den Kai Iwi Lakes gemacht, an denen ich eigentlich übernachten wollte. Die waren aber so überfüllt, dass ich zum ersten Kauriwald, dem Trounson Kauri Park weitergefahren bin, der nur wenige Kilometer weiter nördlich war. Und dort gab es dann auch einen DOC Campingplatz direkt am Wald. Durch den Kauriwald führt ein Rundweg, und beim Ein- und Ausgang, muss man das Schuhwerk gründlich reinigen und desinfizieren um einer Krankheit zu begegnen, die die alten Kauribäume zerstören kann. Insgesamt dreimal war ich im Trounson Wald, einer beeindruckenden Wildnis mit Kauribäumen, zahlreichen anderen Bäumen, Farnen, Moosen und Kiwis, die man aber nur nachts und auch nur mit viel Glück zu Gesicht bekommt. Ein beeindruckender Wald und dabei so voll und chaotisch, dass er schwer zu fotografieren ist.
Am nächsten Morgen ging es dann weiter an den ältesten Kauri Bäumen, dem Tone Mahuta (Gott des Waldes) und den Vater des Waldes. Beindruckenden Baumriesen und beide wohl näher an den 2000 als an den 1000 Jahren. Mit der Fähre ging es dann über den Hokianga Harbour weiter nach Norden dem aktuell nur über Umwege erreichbaren Cape Reina (weil Teile des SH1 im Norden aktuell gesperrt sind). An Kap, an dessen Füßen Tasmansee und Südpazifik in einem Wellenschauspiel aufeinandertreffen, war bestes Wetter. Stahlblauer Himmel ... für schöne Sonnenuntergänge ja leider etwas suboptimal. So habe ich die Atmosphäre dieses für die Maori heiligen Ortes genossen. Sie glauben, dass die Seelen ihrer Verstorbenen dort die Insel verlassen, um durch den Pazfifik in die Heimat zurückzukehren. Die tosenden Wellen symbolisieren sozusagen einen letzten Tanz.
Abends bin ich dann mit einem etwas mulmigen Gefühl auf den Campingplatz, auf den ich mir vor 8 Jahren das Kaninchen hinter dem Kühlergrill eingefangen habe. Und in der Tat war auch in dieser Nacht Action dort, nicht wegen anderer Camper (ich war allein), sondern wegen der zahlreichen Tiere. Der Name des Ortes Waikiki Landing hat auch schon so etwas vom Ende der Welt. Aber diesmal ging es gut, kein Tier am oder im Wagen. :-)
So konnte ich am kommenden Morgen dann in die nahegelegenen Dünen von Te Paki und als einer der ersten den Sand noch ganz ohne Fußspuren genießen. Eine tolle Landschaft, so majestätisch, erhaben und doch so veränderlich, weil die feinen Sandkörner dem Wind vom Meer stetig ausgesetzt sind und sich so die Landschaft in einem fortwährenden Wandel befindet.
Und von dort an ging es dann wieder Richtung Süden ... über die Rainbow Falls bei Kerikeri weiter Richtung Tutukaka (bei dem Name habe ich irgendwie ganz andere Assoziationen in Richtung Kindersprache). Leider wurde dann das Wetter erstmal deutlich schlechter, so dass der Abend in Tutukaka und die Fahrt Richtung Auckland bei Regen stattfand.