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Pico Ruivo und Fanal - Finale furioso

Wir alle kennen das: wir laufen durch den Wald, Park oder fahren morgens zur Arbeit. Mal ist das Licht trist, mal grandios und schlichtweg atemberaubend. Und deshalb ist es in der Reisefotografie gut, an bestimmte Orte mehr als einmal zu gehen.

Erstens, weil das die Chancen auf ein wirklich gutes Licht und damit gute Fotos erhöht und zweitens, weil man dann den Ort schon kennt und mit einem klareren Ziel bzw. einer klareren Vorstellung fotografiert.

Insgesamt war ich jeweils 3x am Pico Ruivo und im Fanal Wald. Beim Pico Ruivo einmal abends und zweimal morgens. Und erst beim dritten Besuch dort hatte ich die Bedigungen, die ich mir gewünscht habe. Schnell ziehende Wolken um und unterhalb der Gipfel und ansonsten einen relativ klaren Himmel.

Der Wecker war aber erstmal "grausam", gegen 5.20 Uhr hat er geklingelt. Etwas "zerknittert" bin ich aus dem Bett, habe schnell eine Kleinigkeit gegessen und bin dann die gut 30km bis an den Wanderparkplatz am Pico Ruivo gefahren. Das klingt nicht nach viel, auf Madeira sind die Straßen aber eng, mit vielen Tunnels und Kurven, und so ziehen sich die Fahrten immer. Übrigens liegt der Pico Ruivo Luftlinie gerade mal 10km von meiner Unterkunft entfernt. Das gibt eine Idee von den Streckenführungen entlang der Küsten mit Stichstraßen in die Berge.

Am Parkplatz angekommen, habe ich Kamerarucksack und Stativ geschultert und bin etwa 1/2 Stunde in Richtung des Gipfels gelaufen und habe mir wieder die Stelle mit den toten Bäumen unterhalb der Berghütte am Fuß des Gipfels ausgesucht. Eigentlich gibt es da nur ganz wenige Bäume, die als Vordergrund in Frage kommen, weil die meisten direkt in den Steilhängen stehen und damit ungeneignet sind und zudem nur unter Gefahr erreichbar wären.

Als ich ankam, funkelten noch einige Sterne am Himmel, im Osten zeigte sich schon ein erster Silberstreif am Horizont. Gleichzeitig trieb ein kräftiger Westwind immer wieder Wolken um die Gipfel. Und das in einem Tempo, dass man den Eindruck hatte, all das würde wie einem Zeitraffer ablaufen. Die ganze Szenerie war absolut unwirklich und ergreifend. Mal in, mal über den Wolken, Sterne, Wind um die Nase, das allmählich stärker werdende Morgenlicht und dieser alte Baum ... eine magische Stunde dort oben am Berg und ein Naturmoment, wie ich ihn lange nicht mehr erlebt habe. Die leichte Erkältung, die ich in mir hatte, war vergessen, es zählte der Moment, genau genommen, die vielen Momente.

Gegen Ende meines Aufenthaltes auf Madeira wurde auch der Fanal Wald wieder freigegeben. Das Feuer, das zwischen Calheta und Porto Moniz gewütet und dort viel zerstört hatte, hat das UNESCO Weltnaturerbe Fanal mit seinen jahrhundertealten Lorbeerbäumen zum Glück verschont. Dieser Wald liegt auf etwa 1000m Höhe und damit häufig in den Wolken und mit etwas Glück genau so, dass die Sonne schon durch die Wolken "glüht" und dann der Wald in ein mystisches und völlig unwirkliches Licht getaucht wird. Insgesamt war ich dann noch dreimal im Wald, einmal abends, einmal morgens und einmal nachts. Insbesondere der Morgen war wunderbar. da war der Wald zunächst noch relativ ruhig und Nebel bzw. klare Sicht wechselten zunächst fast im Minutentakt, bevor es dann gegen 9 Uhr dauerhaft aufklarte.