Die Westfjorde und die Halbinsel Snaefellsnes haben ihren ganz eigenen Charme. Abseits der Ringstraße liegend, sind die dünner besiedelt, die wenigen Siedlungen sind zudem kleiner.
Insbesondere die Westfjorde haben noch einiges von dem Charme bewahren können, der mich in 1997-98, als ich Island zum ersten Mal bereist habe, so fasziniert hat.
Bei Flokalundur nahe des Fähranlegers habe ich heute in einem Hot Pot gesessen, der sich in den letzten 25 Jahren nicht verändert hat. Ein kleiner Pot mit Badewannen-Temperatur direkt am Meer. Was für eine Perspektive. und dazu international besetzt mit Schweizern, Italienern, Schotten ... und mir. Und sofort in Gespräch geklommen.
Zudem kommt in den Westfjorden dazu, dass ein guter Teil der Straßen noch Schotterpisten sind. Vermutlich, weil sich eine Asphaltdecke aufgrund der geringen Einwohnerzahl und der harten Winter dort kaum lohnen würde. Das schreckt viele Auto fahrende Touristen offenbar ab. Wer die Westfjorde bereisen und erleben will, der benötig Zeit, viel Zeit. Die Straßen führen fjordein und fjordaus, man legt Luftlinie kaum Kilometer zurück, ist aber 50km oder mer gefahren.
Aus diesem Grund habe ich mich bei den Westfjorden auf den südlichen Teil und den wunderschönen Wasserfall Dynjandi und das Vogelkliff Látrabjarg beschränkt; letzteres kannte ich bislang noch nicht.
In einem ordentlich Ritt bin ich von Selfoss im Süden Richtung Stykkisholmur gefahren, mich da bei viel Wind (dachte ich) auf dem Campingplatz einquartiert und am nächsten Morgen die Fähre Baldur Richtung Westfjorde genommen. Stykkishomur ist ein ganz angenehmer kleiner Ort im Norden der Halbinsel Snaefellsnes. Lediglich die neue Kirche erinnert an eine Abschussrampe der NASA. Die Isländer mögen ja moderne Architektur, aber das können sie, meines Erachtens, definitiv besser und stilvoller.
Sei's drum. Abends ein Bummel durch den Ort, morgens die Fähre genommen und 2 1/2 Stunden später auf in die Westfjorde und an den Wasserfall Dynjandi am zweitgrößten Fjord der Westfjorde, dem Arnafjördur. Dort etwa 2 Stunden fotografiert. Für Verhältnisse in den Westfjorden, war es dort recht voll. Gemessen an den Stellen man der Ringstraße vor allen Dingen im Süden, wunderbar entspannt. Leider hat dort das Licht in keiner Weise mitgespielt, viel Wolken und nur selten auch Hauch von Sonne, aber trocken und relativ windstill, was ja auch seine Vorzüge hat, wie ich später am Tag noch merken sollte ...
Vom Dynjandi wollte ich dann weiter nach Südwesten, zum Vogelkliff Látrabjark fahren und habe eine Nebenstrecke über Bildudalur Richtung Patreksfjördur, dort um den Ford herum weiter Richtung Westen genommen. Látrabjarg ist der westlichste Teil Islands und damit sozusagen des Ende Europas.
In Breidavik habe ich mein Zelt aufgestellt, etwas gegessen und bin dann auf zum Vogelkliff. Nicht ganz ... denn vorher habe ich das Zelt wieder abgebaut, so sehr ging der Wind und ich hatte Bedenken, dass es ohne den Wiundschutz des Wagens dem "Lüftchen" standhalten würde. Gut war aber, dass der Wind wie ein eiskalter Fön war. Das ganze Zelt war wieder trocken nach der Regennacht in Stykkishomur (Randnotiz: natürlich jhätte es das Zelt gepackt, das war eher so eine Kopfsache meinerseits, wenn ich das ansonsten gut stehende Zelt so flattern habe sehen).
Die Papageientaucher haben zunächst auf sich warten lassen. Mit Ausnahme einiger weniger in größerer Entfernung, habe ich kaum welche geseehen. Zudem wehte der Wind heftig und böig in Richtung des Kliffs, so dass ich mich der Kante nur mit großem Respekt und mitunter auf allen Vieren genähert habe, weil ich Bedenken hatte, eine starke Windböe könnte mich im falschen Moment erwischen und aus dem Gleichgewicht bringen. An dieser Steilküste und nahe der Abbruchkante wäre das fatal. Nach einer Stunde bin ich etwas enttäuscht zurück zum Wagen. So viel hatte ich von dem berühmten Vogelfelsen gehört, so hoch ... vielleicht zu hoch waren meine Erwarten. Und dann, kurz bevor ich am Wagen angekommen war, sah ich den ersten Papageientaucher ganz nah und genau an dieser Stelle wurden es dann immer mehr. Zunächst habe ich an der Z6 (24 Megapixel) mit dem alten AF-S 4/300mm und TC-17E Telekonverter fotografiert, bin dann auf die Z7II (45 Megapixel) gewechselt, weil ich bemerkt habe, dass diese alte Objektivkombination im relativen Nahbereich deutlich besser ist, als erwartet. Dann habe ich den Telekonverter weggenommen, weil ich deutlich näher an die Tiere herankam, als zunächst erwartet. Am Ende habe ich einige Aufnahmen sogar mit dem 70-200mm Telezoom gemacht. Das Sonnenlicht hat leider etwas gefehlt, aber ob der vielen Vögeln, die nahe des Weges völlig entspannt auf den Felsen und im Gras hockten, ist das Jammern auf hohem Niveau.
Da das Wetter nicht besser wurde (Regen und Wind sind bei niedrigen Temperaturen eine nicht angenehme Kombination, beschloss ich, früher nach Snaefellsnes zurückzufahren und dort zwei Tage zu fotografieren. Eigentlich waren Grundarfjördur mit dem Kirkufellsfoss und Arnastapi mit dem Glatklettur angefacht. Insbesondere in Grundarfjördur war der Himmel aber durchweg stahlblau, Wölkchen am Himmel waren Mangelware, so dass dem wunderschönen Wasserfall vor dem gleichmäßigen kegelförmigen Berg Kirkufell ein spannender Abend- oder Morgenhimmel fehlte. In Arnastapi, einem ehemals wunderbar ruhigen Fleckchen Erde, war mittlerweile eine große Hotelanlage erbaut worden, die den ganzen Ort dominierte. Den Charme eines kleinen, halb-verlassenen Weilers hat der Ort eingebüßt. So bin ich ohne die Bilder, die mir im Kopf herumschwirrten von der Halbinsel gefahren und habe wenig fotografiert, aber ein paar schöne kleine Wanderungen unternommen.