Geysir, Gullfoss, der Nationalpark Thingvellir, die Hauptstadt Reykjavik und die Halbinsel Reykjanes. Vermutlich genau jene Regionen, die ein Tourist, der mit dem Flugzeug ankommt, auf jeden Fall sehen wird.
Ich glaube sogar, dass viele Touristen, die Island nur kurz bereisen, meinen, sie hätten den Charakter der Insel erfasst, wenn sie an diesen Orten gewesen sind.
Ich will nicht falsch verstanden werden, diese Orte sind allesamt wunderbar. Die schiere Kraft des Wassers am Gullfoss, die beeindruckende Wassersäule des Geysirs, die die Kraft, die im Erdinneren steckt, erahnen lässt. Die großen Spalten der Kontinentalplatten, die man in Thingvellir bewundern kann, genau jenem Ort, den die Isländer vor vielen Jahrhunderten als ihren zentralen Thing-Platz, also die entscheidende Versammlungsstätte, auswählten.
All das eröffnet schon einen guten Blick auf das Land, dass aber eigentlich doch so viel mehr ist. Und jener Charakter lässt sich besser an den Orten nachfühlen, an denen nicht tagtäglich Horden von Touristen einfallen (ich bin ja auch so einer).
Island für mich persönlich ist Stille, ruhige aber schöne Natur, Wind um die Nase und bestenfalls die Schreie der Seevögel oder das Rauschen oder Plätschern des Wassers.
Aber irgendwie gehören Geysir, Gullfoss und Co. natürlich dazu und so haben auch wir unsere Reiseroute entsprechend geplant. Von Laugarvatn aus, wo unsere Unterkunft lag, haben wir Gullfoss und Geysir erkundet und sind dann am nächsten Morgen zunächst den Bruarafoss und dann Thingvellir angefahren, bevor es dann weiter nach Reykjavik ging. Wir hatten Glück, denn beim Geysir wurde es kurz vor Sonnenuntergang schön ruhig und das Licht inkl. Wolken war richtig schön.
Ruhig war es auch am Bruarafoss, den ich wirklich mag. Die Farbe des Wassers und seine wunderbare Form, haben es mir angetan.
In Reykjavik angekommen, habe ich zunächst nach einer neuen Wanderhose geschaut. Denn ich war am Gullfoss gefallen und hatte in der alten Hose nun ein Loch im Kniebereich. Ausgerechnet in dem Bereich hat es mich erwischt, in dem Holzplanken verlegt sind, um den Besuchern einen komfortablen Zugang zum Wasserfall zu ermöglichen. Besser dort, als irgendwo in den Bergen. Geärgert habe ich mich trotzdem über mich, weil ich gemerkt habe, dass mein Fokus nicht bei Weg und Wasserfall waren, sondern dass meine Gedanken ganz woanders waren.
Aber zurück zu Reykjavik. Wir haben Nachmittag und Abend für einen Stadtbummel, ein einzigartiges Slow Food Erlebnis (fast 2 1/2 Stunden in einem Restaurant) und Fotos abends am Hafen und insbesondere an der Harpa Hall genutzt.
Am nächsten Morgen hieß es für Marcus dann Koffer packen, weil er abends an den Flughafen musste. Für den Tag hatten wir die Halbinsel Reykjanes vorgesehen, mussten das Programm aber etwas umstellen, da im Bereich des Fagradalsfjall ein neuerlicher Vulkanausbruch drohte, wodurch von Touren in diesem Gebiet erstmal abgeraten wurde, weil niemand genau wusste, an welcher Stelle exakt sich die Erde öffnen würde.
So haben wir unsere Tour rund um den westlichen Teil der Halbinsel (Grindavik, Hafner, Sandgerdi, Gardur) gemacht und einen Schiffsfriedhof, wilde Küsten, einsame Lavafelder und die Leuchttürme bei Gardur besucht.
Der Abschluss mit einem schönen Essen in Gardur und einem Kaffee an der Tanke in Kevflavik kam dann viel zu schnell. Schön waren die gemeinsamen Tage, und so habe ich Marcus schweren Herzens zum Flughafen in Keflavik gebracht und dann mein Zelt wenige Kilometer vom Flughafen entfernt, in Gardur aufgeschlagen. Der Abendhimmel dort um die Leuchttürme war grandios. Die Nacht vom Wetter her sehr ruhig aber geprägt von vielen Gedanken, die mir durch den Kopf schossen. Dieser Bereich um die Leuchttürme ist für mich ein Bereich der Abschiede. 2015 hatte ich dort meine letzte Nacht in Island, bevor es auf den Heimflug ging. Jetzt war es Abschied und Start in die Zeit, in der ich alleine reisen werde. Gut gebettet schlief ich dann aber doch irgendwann ein weit nach Mitternacht.