Es gibt Bilder und damit Shootings, die einem schon länger durch den Kopf geistern und deren Umsetzung einen über lange Zeit beschäftigt. Der Wunsch, wieder mit einem Ballettänzer zu fotografieren, hatte ich schon länger, da mich die Kombination aus Kraft und Eleganz wirklich reizt.
Als ich dann ein Bild von Albert Watson sah, bei dem ein Tänzer in fast durchsichtigen Chiffon gehüllt ist, habe ich mir vorgenommen, auch mal mit diesem hauchdünnen Stoff zu experimentieren.
Hinzu kam, dass die neuen Profoto Blitze, die ich seit einiger Zeit nutze, so einem kleinen Härtetest unterzogen werden konnten.
Wie gut funktioniert die Kurzzeitsynchronisation outdoor, wie geeignet sind die Abbrennzeiten der Blitze, um im Studio Bewegungen einzufrieren? Wie gut eigenen sich die Farb-Gels für die kreative Arbeit mit den Blitzen? Und schließlich, wie ist deren Handling in der Praxis, kann die Bedienung auch in Situationen überzeugen, in denen es schnell gehen muss?
In Abstimmung mit dem Tänzer, Samuel Maxted aus Augsburg, waren dann recht schnell neben dem Studio noch eine weitere Location in die engere Wahl gekommen. Ein alter Wald in Nordhessen sollte die märchenhafte Kulisse für geheimnisvolle Bildinzenierungen werden. Hinzu kamen dann noch das Noirstudio südlich von Frankfurt und die Stangenpyramide bei Dreieich, die in der unmittelbaren Umgebung des Studios liegt.
Da die Hintergründe mit Ausnahme der wunderbaren alten Sparrenfenster im Studio eher dunkel sind, entschied ich mich dort für folgendes Lichtsetup. Das Hauptlicht bildete ein Profoto B1 mit OFC Beauty Dish, der steil oberhalb des Tänzers positioniert wurde, und so Gesicht und Körperformen herausmodellieren konnte. Hinter dem Tänzer standen rechts und links je ein Blitz (B10 oder A1), die mit unterschiedlichen Farbfolien versehen wurden. Im Falle des A1 habe ich Farbfolien von Roque eingesetzt, die von der Größe problemlos in den Aufsatz passen und deren Beschriftungen (Farbe, Lichtverlust) mit der von Profoto identisch ist. So sollten die Seiten des Tänzers beleuchtet werden und sich besser vom dunklen Hintergrund absetzen können und das Tuch sollte ein spannendes Farbspiel liefern.
Die Blitze standen etwa im Bereich von halber Leistung bis ca. 60-70% und konnten die Bewegungen des Tänzers gut "einfrieren". Die D850 stand auf ISO 64 und 1/250s bei Blenden zwischen 5,6 und 6,3.
Hier einmal ein paar Ergebnisse des Shootings, bei dem Samuel von der ersten Sekunde an motiviert und fokussiert bei der Sache war und mit zudem ein befreundeter Fotograf (danke Marcus, @flying.pixel_fotografie) zur Hand ging.
Knapp zwei Stunden waren wir im Noirstudio, bevor die Sonne so tief stand, dass wir die wenigen Kilometer bis zur Stangenpyramide gefahren sind, um dort Sonne und Blitzlicht zu kombinieren und zudem ein schönes Licht-Schatten Spiel der Säulen zu bekommen. Leider, im Sommer aber eigentlich auch zu erwarten, war relativ viel um die Pyramide herum los. Neben 1-2 anderen Fotografen überwiegend Menschen, die dort offenbar den Abend entspannt ausklingen lassen wollten. Damit die Farbtemperatur des Blitzes zum Sonnenlicht passt, habe ich den B1 mit einen CTO Gel versehen. Zudem habe ich wieder die OCF Beauty Dish genutzt, die diesmal aber weniger hoch positioniert wurde, sondern einen ähnlichen Winkel haben sollte, wie die flach stehende Sonne. Der B1 war nun stärker gefordert und eher im oberen Bereich seiner Leistungsskala.
Am nächsten Morgen haben wir dann noch das schöne Licht in einem Wald bei mir in die Nähe genutzt, um eher märchenhafte Stimmungen in den Bildern zu erzeugen. Hauptlicht war hier der B10 mit OFC Beauty Dish (teils mit Außendiffusor, so dass der wie eine kleine Softbox funktioniert). Der A1 wurde als Hintergrundlicht eingesetzt, um den Bildern so Spannung und Tiefe zu verleihen. Schön am A1 ist dabei, dass er mit Farb-Gels, Dome und seinem Zoomreflektor unterschiedliche Effekte produzieren kann und zudem aufgrund der kleinen Größe auch auf unebenen Terrain einfach zu positionieren ist.
Alles in allem zwei wunderbare Shootingtage, bei denen Vieles zusammenkam. Die Möglichkeit, das Noirstudio abends relativ spontan nutzen zu können und mit Marcus dort eine tatkräftige Unterstützung zu haben. Und mit Samuel einen vor der Kamera absolut präsenten Tänzer, der während der ganzen Zeit Lust auf das Shooting hatte und sich aktiv mit Ideen eingebracht und damit die Ergebnisse berreichert hat.
Vor dem Shooting war ich etwas nervös. Würde das Konzept vor allen Dingen im Studio aufgehen? Würden die neuen Blitze mir das Fotografieren erleichtern oder mich (noch) behindern? Kurzum: Der Workflow mit den Profoto Blitzen ist einer ihrer größten Vorteile. Die Air Remote und auch das Menü der Blitzgeräte sind weitgehend selbsterklärend. Die Möglichkeit, zunächst mit TTL ein Testbild zu fotografieren und dann manuel problemlos diese Basiswerte zu übernehmen und dann feinzujustieren ist ebenso klasse wie die unkomplizierte Möglichkeit, einzelne Blitze an- und auszuschalten, um deren Lichtwirkung zu begutachten.
Im Kurzzeitsynchro Modus holen Blitze, die nicht auf HSS setzen, sondern auf Highsync, Supersync, Hypersync (Bezeichnung differiert je nach Hersteller), noch etwas effektiver Licht heraus. Sie haben dafür aber andere Nachteile. Zudem ist die Integration verschieden starker Blitzgeräte bei Profoto sehr gut gelöst. Der kleine A1, der ja in der Größe eher in die Kategorie Kamera-Aufsteck Blitz fällt, ist nahtlos in das System integriert und kann sogar die größeren Blitze steuern. Gerade für den Outdoor Einsatz ist das ein echter Gewinn, da es reicht, einen größeren Blitz (B1 oder B10) mit dem kleinen A1 zu kombieren.
Mein besonderer Dank gilt:
Samuel Maxted, Tänzer @samuelmaxted_artist
Marcus Heibl, Fotografie @flying.pixel_fotografie
Jean Noir, Noirstudio @_noirstudio_