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Fuji X100f - große kleine Blitzkamera

Erstklassige Kameras gibt es viele, auch solche mit Retrooptik sind in den letzten Jahren immer populärer geworden. Warum also eine Kamera ohne Wechseloptik und zu einem Preis einer gestandenen DSLR oder Systemkamera kaufen?

Zugegeben, meine erste Erfahrungen mit Fuji und einer XE-1 sowie einer X100s vor ein paar Jahren waren ernüchternd. Beide waren eher gemütliche Naturen, die sich ordentlich Zeit beim Anschalten und Fokusieren ließen und deren digitale Sucherbilder mich gerade bei schwachem Licht nicht wirklich überzeugten. Zwar waren die Bildergebnisse bei den JPGs aus den Kameras über jeden Zweifel erhaben. Die Umwandlung der Rohdaten aus dem X-Trans Sensoren war in der Anfangszeit aber zumindest mit der von mir genutzten Adobe Software nicht überzeugend. Kurzum: irgendwie bin ich immer wieder bei meiner Nikon gelandet.

Warum also wieder eine Fuji?

 

Als ich letztes Jahr in Nepal war und ich meine Vollformat Ausrüstung mit einigen Festbrennweiten durch die Berge hoch und runter schleppte, wurde ich auf einer Tour von einem Freund begleitet, der eine Fuji xpro2 und eine xt2 mit ein paar Optiken mit dabei hatte und deutlich entspannter als ich unterwegs war. Zudem erwies sich gerade die xpro mit kleinen Festbrennweiten als deutlich unaufdringlicher und weniger einschüchternd. Eine D810 mit einem 85mm Porträttele ist eben eine wuchtigere Einheit, die bei den Fotografierten manchmal mehr Respekt einflößt, als man möchte. Ein spielerischer Umgang mit leichter Ausrüstung, die weniger zu sein scheint, als sie kann, führt in manchen Situationen vielleicht zu besseren Ergebnissen, weil Kamera und Fotograf weniger als "Eindringling" wahrgenommen werden. Zudem waren die Bildergebnisse wirklich überzeugend.

Die ist aber nicht der Hauptgrund für mich, Fuji eine neuerliche Chance zu geben. Da ich gerne draußen blitze und das auch gerne bei Offenblende, um ein gewisses Maß an Freistellung zu bekommen, lande ich bei meiner DSLR schnell bei Zeiten zwischen 1/1000-1/4000s, was etwas "Trickserei" erfordert, wenn man nicht mit Systemblitzen, sondern einer stärkeren Blitzanlage (in meinem Fall Elinchrom) arbeitet. Das funktioniert zwar alles gut und führt zu tollen Ergebnissen, aber man braucht eben deutlich mehr Blitzpower, als man bei Offenblende eigentlich vermuten würde. Dies liegt daran, wie der Blitz mit seiner Abbrennzeit auf den Schlitzverschluss (bei dem bei kurzen Zeiten ja nur ein kleiner Spalt geöffnet ist, der über die Bildebene "wandert") synchronisiert wird.

Die Fuji x100f hat wie ihre Vorgängerinnen aus der 100er Serie keinen Schlitzverschluss, sondern einen im Objektiv verbauten Zentralverschluss, dessen Funktionsweise der einer Blende ähnelt. Dies hat den Vorteil, dass man deutlich kürzere Zeiten blitzen kann, ohne an Blitzleistung einbüßen zu müssen oder aber nochmal kompaktere Blitze mit weniger Leistung nutzen kann.

Bei Blitzen gilt es aber in Sachen Blitzkopf-Wahl umzudenken. Während ich für die Kurzzeitsynchronisation mit meinen Nikons einen Elinchrom HS-Kopf (mit langer Abbrennzeit) benötige, ist mit der Fuji ein Blitzkopf mit kurzer Abbrennzeit (z.B. ein Elinchrom A-Kopf) die bessere Wahl, weil bei gleicher Leistungseinstellung am Blitzgenerator deutlich mehr Licht ankommt und man so den Akku des Generators schon kann bzw. deutlich mehr Bilder machen kann.

Hat man das alles eingestellt, dann kann man mit der kleinen Fuji wirklich prima blitzen und muss lediglich bedenken, dass bei Blende 2.0 "nur" ein 1/1000s Blitzsynchronzeit möglich ist. Bei Blende 2,8 geht dann schon die 1/2000s und ab Blende 4 auch die 1/4000s Sekunde. Diese Beschränkung liegt daran, dass der Verschluss bei Offenblende größere Wege zurücklegen muss als bei leicht geschlossener Blende. Die Farben sind auch bei Blitzeinsatz gewohnt gut. Hauttöne prodziert die Fuji so gut, dass man kaum nachbearbeiten muss. Und auch andere Farben werden lebendig und realitätstreu dargestellt.

Bei den ersten Versionen dieser Kamera wurde in einzelnen Tests die Leistung des eingebauten Objektivs bei Offenblende kritisiert und angemerkt, dass die Schärfe am Rand für eine ansonsten wirklich gelungene Kamera nicht angemessen sei. Für die Fuji X100f kann ich das nicht bestätigen. Klar profitiert die Schärfe, wenn man etwas abblendet, sie ist aber auch offen respektabel, vor allen Dingen wenn man bedenkt, wie klein Objektiv und Kamera sind bei einem gleichzeitig relativ großen und mit 24 Megapixeln dicht bepackten APS-C Sensor sind. An starken Kontrastkanten (wie bei dem Bild des Bikers unten) hat man bei Offenblende ein wenig CAs, die aber in der Nachbearbeitung problemlos zu entfernen sind. Leicht abgeblendet, verschwindet auch dieses Problem.

Den gemächlichen AF der ersten Generationen der Fuji X100er Serie habe ich oben bereits erwähnt. Diesbezüglich hat Fuji bei der X100f wirklich nachgelegt und bietet einen AF, der schnell und sicher arbeitet, und das sogar bei Gegenlicht. Das Bild des Bikers ist bei Blende 2.0 entstanden und wurde geblitzt. Faktisch waren Rad und Biker nur als Silhouette vor der Abendsonne zu sehen und haben sich zudem schnell bewegt. Trotzdem hat der AF hier bei den Bildern in der Regel Punktlandungen hingelegt. Das Bild wurde bei einer 1/100s, ISO 200 und Blende 2.0 aufgenommen, zudem habe ich den in der Fuji eingebauten Graufilter eingeschwenkt, der noch einmal drei Blenden Licht schluckt. Die Blitzleistung an der Elinchrom Anlage lag im mittleren Leistungsbereich. Mit meiner Nikon wäre ich hier in Bereichen zwischen 1/4000-1/8000s gelandet und hätte Blitzwerte zwischen 400-1100 Wattsekunden benötigt.

Auch der Nahbereich des Fuji Objektivs ist respektabel. Zwar sind die 23mm (an APS-C) keine klassische Makro-Brennweite. Für einen schnellen unkomplizierten Schuss aus nahen Distanzen ist das Objektiv aber gut geeignet, wie das Bild der kleinen Pilze belegt.

Die Nachbearbeitung (in meinem Fall bearbeite ich die Fuji Rohdateien mit Lightroom 6) liefert deutlich stimmigere Ergebnisse als noch vor ein paar Jahren. Offenbar hat es bei der Bearbeitung der X-Trans Dateien bei Adobe deutliche Fortschritte gegeben. Die Schattenaufhellung ist gut, so dass man auch Bilder mit hohem Dynamikumfang gut nachbearbeiten kann und überzuegende Ergebnisse erhält.

Allerdings sind die JPGs der Fuji Kameras ja für ihre schönen Farben, insbesondere Hautfarben, bekannt und lassen durch die verschiedenen Filmsimulationen ja auch Spielereien zu, ohne in die Tiefen einer Bildbearbeitung einsteigen zu müssen. So ist konsequenterweise in der Kamera schon eine Lichter- und Schattenanpassung einstellbar, die je nach Geschmack dann unterschiedlich bearbeitete fertige JPGs liefert. Unschlüssige können zudem die Filmsimulationsreihe aktivieren und dann drei unterschiedliche Filmtypen anwählen, die dann als JPG gespeichert werden.