Durchstöbert man das Internet nach Informationen und Erfahrungsberichten zu Fisheye Objektiven, die an einer Nikon Kamera nutzbar sind, so findet man meistens Artikel zum DX 10,5mm Fisheye, das allerdings an Vollformat nur mit Einschränkungen nutzbar ist. Informationen zum älteren Vollformat 16mm Fisheye sind hingegen relativ rar und zwar auch gerade dann, wenn man wissen möchte, wie es sich an aktuellen, hochauflösenden Nikon Kameras schlägt.
Jedenfalls ging es mir so, als ich mich über das Nikon Fisheye 16mm informieren wollte.
Während meines Aufenthaltes in Nepal hatte ich in Kathmandu mehrfach die Möglichkeit, das Objektiv bei einem Händler auszuprobieren. Der Preis war gut, letztlich habe ich aber Abstand vom Kauf genommen, da ich mir nicht sicher war, woher der Händler seine Ware bezieht.
Als ich vor einigen Wochen ein Gebrauchtangebot für das Objektiv hier ganz in der Nähe hatte, habe ich dann zugeschlagen und mein Samyang Pro 14mm danach dann verkauft. Klar, das Samyang 14mm ist kein Fisheye und damit vermutlich unkomplizierter im Einsatz. Andererseits möchte ich den Weitwinkel gerne bei dynamischen Sportaufnahmen einsetzen und da ist der AF durchaus eine Hilfe, zumal dann, wenn der Sportler sehr nah an der Kamera ist. Da war beim Samyang immer die Notwendigkeit, vor zu fokussieren., außerdem ist die Farbabbildung des Samyangs eine völlig andere (deutlich wärmer als die Nikkore). So wurde es also das Nikon Fisheye.
Warum das Nikon? Es ist neben dem ebenfalls relativ alten Sigma 15mm Fisheye das einzige AF Fisheye Objektiv für Nikon Vollformat Kameras. Außerdem ist es ein wunderbar kompaktes Objektiv (etwa so groß, wie ein 50er Normalobjektiv) und eignet sich daher hervorragend auch für Reisen, da es die Fototasche kaum schwerer macht. Nach ein paar Wochen, in denen ich das Objektiv mangels Zeit leider noch nicht so häufig einsetzen konnte, wie ich das gerne getan hätte, möchte ich dennoch mal meine Eindrücke der Linse berichten. Benutzt habe ich das Objektiv meist an der D810, die mit ihren 36mp Schwächen einer Optik recht deutlich aufzeigt. Ab und an wurde das Fisheye auch an der D600 genutzt.
Zunächst ein paar Worte zum Handling. Wie oben bereits erwähnt, ist die Linse sehr kompakt. An größeren Nikon Bodies wirkt die Linse fast etwas verloren, zumal man beim Fokussieren die Fokusring nicht berühren sollte, da sich dieser mitdreht. Dies ist dann gar nichz so einfach, wenn man das Objektiv mit der linken Hand abstützen möchte, da ist kaum Platz für die Finger - aber bei denen muss man bei einem Fisheye ja ohnehin aufpassen, die nicht mit im Bild zu haben. An Kameras von der Größe der D600 fand ich das Handling etwas stimmiger, der kleinere Body passt gut zu dem kleinen Objektiv. Aber das ist letztlich wohl Geschmackssache.
Da das Objektiv über keinen eingebauten AF Motor (AF-S, AF-I) verfügt, kann man den Autofokus nur an den größeren Nikons nutzen. Bei Vollformat Kameras ist das kein Problem, da alle FX Kameras Stangen AF Optiken fokussieren können. Die Kameras der 3000er und 5000er Reihe sowie die älteren D40 und D60 haben diesen Antireb nicht eingebaut, so dass das Objektiv da manuell zu fokussieren wäre.
Das Gegenlichtverhalten des 16mm Objektivs ist hervorragend. Es gibt nur in sehr geringem Maß und dann auch nur sehr kleine Reflexe und Abzeichnungen, wenn die Sonne direkt im Bild ist. Durch eine geringe Veränderung der Position lassen sich Reflexe nochmals reduzieren. Dies ist für ein Fisheye wichtig, da man die Sonne aufgrund des immens großen Bildwinkels eben deutlich häufiger im Bild haben wird.
Die Schärfe der Linse ist auch an der D810 erstaunlich gut, allerdings profitiert das Objektiv, insbesondere die Randbereiche deutlich von einer Abblendung auf Blenden zwischen 5,6 und besser noch 8. Und selbst dann bleibt an den Ränder die chromatische Abberation deutlich. Die allerdings kann in der Nachbearbeitung mit ein paar Klicks entfernt werden und fällt natürlich nur dann ins Gewicht, wenn an den Rändern deutliche Kontrastkanten im Motiv sind (etwa wie bei den gezeigten Aufnahmen der alten Eiche). Die Schärfeleistung ist für mich persönlich absolut in Ordnung, denn bei Landschafts- oder Architekturaufnahmen kann ich mit der Blende 8 gut leben, bei Sportaufnahmen, die nahe der Offenblende entstehen und bei denen der Sportler eben nah am Objektiv ist, man die Kamera evtl. auch etwas verreißt, um eine spannende dynamische Perspektive zu bekommen, spielen geringe Schwächen bei der Offenblendleistung am Rand des Bildfelds keine sonderlich große Rolle.
Der AF ist schnell und, soweit ich das beurteilen kann, auch präzise. Die Einstellwege und die Menge an zu bewegendem Glas sind natürlich aber auch gering, so dass man diese Performance erwartet. Anders als bei den aktuellen AF-S Optiken erfolgt die Fokussierung aber nicht lautlos, sondern man hört das Surren der Mechanik bzw. des AF Motors in der Kamera. Das ist aber keinesfalls laut und in einer Entfernung von 1-2 Metern unter normalen Bedingungen schon nicht mehr wahrnehmbar bzw. störend. Mein AF-D 2,8/180mm, ebenfalls ein Stangen-AF Objektiv, macht sich beim Fokussieren deutlicher bemerkbar, hier muss mehr Glas bewegt werden und die Einstellwege sind länger.
Ich war überrascht, wie wenig man den Fisheye Charakter in vielen Naturaufnahmen sieht, wenn man den Hoizont mittig hält. Das linke Bilder der Galgenbergseiche in Rosenthal ist genau so entstanden. In der Nachbearbeitung erfolgte keinerlei perpektivische Korrekur, lediglich am unteren Rand wurde das Bild etwas beschnitten. Befindet sich der Horizont wie beim Hochformatbild nicht in der Mitte des Bildes, wird die Perspektive dann sofort "dramatischer", ein Effekt, den man sicherlich nicht zu sehr strapazieren sollte, der aber dann spannend sein kann, wenn das Motiv dazu passt.
Mein vorläufiges Fazit bislang lautet: Ein Objektiv, das Spaß macht und dessen geringe Reflexanfälligkeit es für Gegenlichtaufnahmen prädestiniert. Die optischen Leistung (Schärfe und CA) sind auch an der D810 abgeblendet in Ordnung - vor allen Dingen, wenn man bedenkt, wie groß der abgebildete Winkel ist. Die geringe Größe und das niedrige Gewicht sorgen dafür, dass das Objektiv eigentlich immer irgendeine Ecke im Fotorucksack findet, in die es noch hinein passt. Ich freue mich auf die ersten Sport- und Actionbilder, die ich mit diesem Objektiv machen werde.
Update (28.06.2017):
Mittlerweile habe ich das Objektiv immer mal wieder sporadisch genutzt, da der Einsatzbereich eines solchen Objektivs ja durchaus begrenzt ist. Ein Sportshooting, das ich mit einem solchen Objektiv gerne in Angriff genommen hätte, hat sich bislang leider noch nicht realisieren lassen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, zumal der Sommer hoffentlich gerade erst in den Startlöchern befindet.
Für bestimmte Formen von Landschaftsbildern ist das Objektiv aufgrund des großen Bildwinkels und der geringen Streulichtanfälligkeit eine gute Alternative, was das
Bild hier ganz gut belegen kann. Wenn es wenig Bewegungsmöglichkeiten gibt, wie auf dem nicht hohen, aber exponierten Grat einer kleinen Fels-Wald Landschaft in Mittelhessen, dann spielt das Fisheye seine Qualitäten aus.
Der Baum im Zentrum war mit 2-3 Metern Abstand trotz der sehr ausladenden Wurzeln gut und komplett abzubilden. Da sich Horizont und Hauptmotiv in der Bildmitte befinden fällt die für ein Fisheye typische Verzeichnung kaum auf, am ehesten am Beispiel der anderen Bäume, die an den Rändern etwas ins Bild hinein zu kippen scheinen.
Gerade in den Kontrastbereichen zwischen Ästen und Himmel zeigt sich zudem gut, wie anfällig die optische Konstruktion für chromatische Aberationen ist. In der RAW Datei unbearbeitet gut sichtbar, lässt sich diese aber problemlos fast vollständig beheben. Die JPGs sind (bezogen auf CA) aufgrund der internen Bearbeitung in den Nikons da ohnehin sehr gut zu nutzen.
Alles in allem ist das Nikon Fisheye 16mm nach wie vor ein Objektiv, dass ich gerne (wenn auch selten) nutze, weil ich die Kompaktheit, die gute optische Leistung (abgeblendet) und die geringe Gegenlichtanfälligkeit schätze.
Kommentar schreiben