Für die letzten Tage auf der Nordinsel habe ich mir noch mal einen kleinen Mietwagen geholt und bin von Auckland zunächst auf die Coromandel Halbinsel gefahren, in erster Linie, weil ich dort eine bekannte Höhle am Strand besuchen wollte, die zwei Strandabschnitte miteinander verbindet. Die sogenannte Cathedral Cove!
Die Fahrt bis zum Beginn der Halbinsel war recht unspektakulär, dann ging es auf kleinen Straßen zunächst steil bergan durch tolle Wälder und mit schönen Ausblick und dann an die Ostküste der Halbinsel bergab. Die Küstenlandschaft gehört zu den schönsten, die ich in Neuseeland gesehen habe. Vielleicht liegt es an der hellen Farbe der Felsen, die der ganzen Szenerie ein freundlicheres "Gesicht" gibt als schwarzer Fels.
Da man mich vorgewarnt hatte, dass die Cathedral Cove tagsüber völlig überlaufen ist, bin ich erst abends dorthin gegangen. Und siehe da, ich war fast völlig allein und konnte die Magie des Ortes, die Brandung des Südpazifiks, den sich langsam abendlich färbenden Himmel ... in mir aufsaugen.
Weiter ging es dann in einer relativ langen Tour in den Norden, zunächst an die Küste von Tutukaka, einem ganz kleinen Weiler mit ganz großem Yachthafen und tags darauf weiter nach Paihia, der touristischen "Zentrale" an der Bay of Islands. Und in der Tat wimmelte es in dem Ort nur so von Backpackern, Caravan-Fahrern, Abenteuerlustigen ... insgesamt sehr quirrlig und laut. Aber schon ein paar Kilometer weiter wurde es wieder absolut ruhig und entspannt.
Die letzte Etappe, bevor es dann nach Auckland zurück geht, sollte mich ganz in den Norden, an das Cape Reinga führen. Für die Maori ist dieser Ort heilig. Ihre Legenden erzählen, dass die Seelen der Verstorbenen am Cape Reinga, wo sich Tasmansee und Südpazifik treffen, auf ihrer Heimreise in das Meer hinabsteigen. Die Verwirbelungen, die entstehen, wenn die Wellen der Tasmansee und des Pazifiks aufeinander treffen, werden von den Maori als Liebesspiel der Seelen gedeutet. Eine Erklärung, die gut zur Magie des Naturschauspiels passt.
Der Leuchtturm steht auf einem Felsvorsprung hoch über dem Meer. Bei gutem Wetter sieht man von hier aus die nördlich liegenden Three King Islands. Vor dem Leuchtturm stehen Schilder mit Entfernungsangaben zu Städten überall auf der Welt, was einem noch einmal deutlich vor Augen führt, wie weit man von der Heimat entfernt ist.
Dieser Ort gehört für mich zu beeindruckendsten Plätzen auf der Nordinsel, und ich kann gut verstehen, warum er für die Maori zu einem besonderen Platz wurde.
Der Rückweg bot dann noch eine Überraschung der besonderen Art. Da ich am Cape Reinga bis an den späten Abend geblieben bin, habe ich mein Zelt auf einem Platz nahe der großen Dünen aufgeschlagen, die ich mir morgens ansehen wollte. Nachts habe ich dann aber mehrfach Geräusche am Wagen gehört und bin aus dem Zelt, um nach dem Rechten zu sehen. Morgens habe ich das Malheur dann gesehen. Irgendwie ist ein Hase zwischen Kühlergrill und Kühler geraten, kauerte dort und harrte der Dinge. Ich kann bis heute nicht verstehen, wie das Tier durch die kleine Öffnung am Bodenblech da überhaupt reingekommen ist. Raus kam er dort allerdings nicht mehr. Was tun, zumal kein Handyempfang!
Ich bin vorsichtig bis ins nächste Dorf gefahren und habe von dort den Vermieter kontaktiert. Gemeinsam haben wir entschieden, noch mal ein paar Kilometer weiter bis zur ersten Toyata Werkstatt zu fahren, was ich auch getan habe. Leider war die geschlossen (Samstag), aber ein privater "Schrauber" bot mir dann seine Hilfe an. Wagen hochgebockt und etliche Schrauben gelöst, bis der Hase etwa 20min später befreit war und in seine neue Heimat hoppeln durfte. Weitere 15min später war der Wagen dann wieder fahrbereit.
Meinen letzten Tag im Wagen hatte ich mir eigentlich anders vorgestellt und die Kauri-Bäume vorgesehen. Hierfür war nun keine Zeit mehr. Aber diese Geschichte wird mir sicher lebhaft in Erinnerung bleiben. Und der Hase hat vermutlich das Abenteuer seines Lebens erlebt.
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