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Radreise und Kamera - Wie packen?

Eine Frage, mit der sich so man fotobegeisterter Reiseradler konfrontiert sieht, ist die, wie man die Ausrüstung sicher transportiert und dabei auch eine praktikable Lösung hat. Zwar gibt es von den Radtaschen-Herstellern auch Lenkertaschen, für eine größere Ausrüstung sind die aber deutlich zu klein. Zudem bekommen dort Kamera und Objektiv die Stöße auf der Vorderachse voll ab, was auf Teer vielleicht nicht schlimm ist, was ich auf Schotterpisten aber gerne vermeiden wollte. So habe ich lange hin- und her überlegt und bin in Gedanken viele Lösungen durchgegangen.  Das einfachste wäre gewesen, einen guten und nicht zu großen Fotorucksack zu nehmen und den die ganze Zeit auf dem Rücken zu haben. Aber schon bedingt durch eine Schulter, die auf dem Rad gerne mal zwickt, habe ich diese Idee schnell verworfen. Zudem hat sie den Nachteil, dass man im Rückenbereich dann stärker schwitzt, weil der Rucksack ja permanent aufliegt. Insofern schied diese Lösung für mich persönlich sehr schnell aus.

Die erste wichtige Entscheidung war, welchen Umfang die Fotoausrüstung haben soll. Ich habe mich letztlich für folgendes Equipment entschieden.

  • Nikon D600 und Nikon D3200
  • Nikon AF-S 18-35mm (gut und leicht), Nikon 1,8/50mm, Nikon 4/70-200mm
  • Stativ Velbon Ultra Rexi-L mit kleinem Markins Kugelkopf
  • Pol- und Graufilter
  • Reinigigungsmaterial für Optiken und Sensor
  • Lenovo Yoga 13 und separates SSD Laufwerk
  • Kamerakkus und Lade- sowie Netzkabel für die Geräte
  • Speicherkarten und weiteres Kleinzubehör

Für die Ortlieb-Lenkertasche damit deutlich zu umfangreich. Da auf der Tour in Island ja auch kleinere Wanderungen (z.B. abends) geplant waren, war meine Überlegung, dafür eine ebenso praktische Lösung zu haben, wie auf dem Rad: also irgendeine Kameratasche bzw. -rucksack, den man gut auf dem Rad bzw. in den Radtaschen verstauen kann und den man, wenn die Piste mal richtig schlecht wird, auch auf den Rücken nehmen kann, um die Ausrüstung vor stärkeren Stößen besser zu schützen.

Lange habe ich gesucht, bin durch Fotoläden gestreift und habe in Foto- und Radforen nach Praxisberichten gestöbert.  Dabei bin ich über den F-Stop Kenti gestoplert, einen relativ kleinen Fotorucksack, der allerdings ein ungewöhnliches Beladungskonzept (von beiden Seiten) hat.  Den Abmessungen entsprechend bin ich davon ausgegangen, dass der gerade so in die Ortlieb Backroller Hinterradtasche passen könnte. Als ich dann ein Gebrauchtangebot gefunden habe, habe ich sofort zugeschlagen. Und siehe da: wenn auch knapp, so passte der Rucksack in der Tat.

Es gibt andere Fotorucksäcke ähnlicher Größe und darunter auch einen, der mir in Sachen Tragekomfort deutlich besser gefallen hat, der Evco Photoscout. Leider ist der aber 2-3 cm zu lang für die Ortlieb Taschen und hat zudem kein Notebook-Fach. Damit fiel der leider aus der engeren Wahl: für Tagestouren auf dem Rad, bei denen der Rucksack aber die ganze Zeit auf dem Rücken bleibt, wäre das meine erste Wahl. So nun wurde es aber der F-Stop Kenti.

Bild 1 zeigt den Rucksack und das Reisestativ (der Kopf ist schon wieder auf einem anderen Stativ gelandet), Bild 2 zeigt das erste Seitenfach mit D3200, 70-200, 50mm und Reinigungsmaterial, Bild 3 eine Weichtasche mit Filtern, D600, 18-35mm sowie Akkus in Beutel und darunter einen Blasebalg, Bild 4 zeigt Deckeltasche mit Notebookfach, Arctic Brush zur Sensorreinugung und Kabeltasche. Im Deckelfach blieb noch Platz für etwas Proviant bzw. eine Jacke oder einen dünnen Fleece. Auf dem Rad selbst wurde das Notebook aber in einer separaten festen Tasche verpackt und dann in der zweiten Hinterradtasche mit ISO-Matte, Schlafsack und Kleidungsstücken verstaut.

Kochzeug, weitere Kleidung, Proviant, 1 Hilfe Tasche ... wurden in den Fronttaschen verstaut, Zelt und Stativ in einem Packsack, der auf dem Gepäckträger befestigt wurde.

Wie bereits geschrieben, habe ich auf sehr holprigen Pisten wie auf dem Bild oben, den Fotorucksack auf die Schultern genommen (ein extra Raincover war für den Fall der Fälle natürlich dabei) und dann das Zelt sowie das Stativ vom Gepäckträger genommen und in die freie Hinterradtasche gesteckt, damit die Gewichtsbalance auf dem Rad wieder stimmig war. Das Umpacken war eine Sache von vielleicht 2 Minuten. Aber durch die Ortlieb-Tasche war die Kameraausrüstung vor Regen hervorragend geschützt und die Kameraausrüstung trotzdem relativ schnell verfügbar. Lediglich bei viel Wind war es manchmal etwas schwierig, den Kamerarucksack in die Ortlieb Tasche zu stecken, weil die vom Wind flach gedrückt wurde. Bei trockenem Wetter habe ich nur die mittlere Schnalle an der Ortlieb Tasche eingeklickt, so dass der Zugriff dann noch etwas schneller ging.

 

Vorteile:

  • guter Schutz der Ausrüstung vor Regen und durch die Polsterung der Tasche auch vor Stößen
  • vollwertiger Rucksack mit Stativhalterung verfügbar, wenn man mal zu Fuß unterwegs ist
  • Notebook Fach vorhanden, so dass man das nicht am Rad oder im Zelt bzw. der Unterkunft lassen muss (z.B. bei Einkäufen oder Städtetouren)

Nachteile

  • eine Lenkertasche ermöglicht noch mal schnelleren Zugriff
  • eine Hinterradtasche geht für anderes Gepäck verloren, so dass man sich dort evtl. etwas einschränken muss

 

Persönliches Fazit:

Bislang habe ich auf Touren meistens eine Lenkertasche dabei gehabt, in der die Kamera mit 1 Objektiv war. Andere Objektive bzw. das restliche Zubehör war dann in Köchern oder kleineren Taschen und landete meist in einer der Hinterradtaschen. Auf dem Rad war das praktikabel ... wenn man abends noch einmal fotografieren wollte, wurde es dann etwas komplizierter zumal dann, wenn auch ein Stativ mit von der Partie war. Nach der letzten Tour mit diesem Packsystem in Island 2007 mussten sowie Kamera (D200) als auch ein Objektiv zur Justage. Bei der Kamera war der AF ungenau, weil sich die Spiegelmechanik durch die Schläge auf den Schotterpisten etwas dejustiert hatte, bei einem Objektiv (2,8/17-35mm) hatte sich eine Linsengruppe gelockert. Beide Teile waren in der Lenkertasche.

Daher kam diese Lösung für mich diesmal nicht mehr in Frage. Nach der Tour bereitet keines der Ausrüstungsteile Probleme, beide Kameras und alle Objektive funktionieren tadelos. Was den Schutz der Ausrüstung anbelangt, hat sich die Lösung mit Rucksack in Fahrradtasche für mich daher bewährt. Beim nächsten Mal würde ich vielleicht noch eine kleine Kamera für die Jackentasche mitnehmen, so dass schnelle Schnappschüsse auf dem Rad dann auch möglich sind.

 

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