Landmannalaugar - bunte Berge, ein Teich, der von warmen Quellen gespeist wird, überall relativ junge Lavafelder und Ecken in denen es raucht und nach faulen Eiern riecht - kurzum, ein wunderbarer Ort, der allerdings nicht leicht zu erreichen ist.
Nachdem ich am Tag zuvor 1000km auf dem Rad in Island voll gemacht habe und zumal die Wettervorhersage für die kommenden Tage nicht stabil war (Anmerkung: wann ist sie das in Island schon ;-) ), habe ich mich entschieden, das Rad in Hella zu lassen und nur kleines Gepäck nach Landmannalaugar mitzunehmen, um eine Nacht dort zu bleiben.
Die Busfahrt führte in weiten Teilen über den Landmannaleid, den ich vor acht Jahren mit dem Rad gefahren bin. Während uns vor acht Jahren dort auf 41km lediglich eine handvoll Autos entgegen kamen, war dort jetzt deutlich mehr los, vor allen Dingen viele Busse waren auf der Piste unterwegs. Die Zeiten verändern sich.
Nachmittags habe ich eine kleine Wanderung von 2-3 Stunden Richtung Grenagil und Brennsteinsalda gemacht und danach erstmal eine kurze Pause. Abends bin ich dann Teile des Blanukhur aufgestiegen, von dem aus man einen schönen Ausblick auf die umliegende Bergwelt und die Lavafelder hat. Den ganzen Tag war es bewölkt. Abends haben aber ein paar Wolkenlücken dafür gesorgt, dass die Sonne wie ein Maler mit Pinsel vereinzelt besondere Akzente setzen konnte.
Auch wenn der Platz, auf dem man das Zelt aufstellt, diesen Namen eigentlich nicht verdient (ein Feld aus losem Schotter, auf dem sich bei Regen überall sofort Pfützen bilden und auf dem man die
Zeltheringe mit schweren Steinen beschweren muss, damit sie bei Wind halten), nehme ich das hier gerne in Kauf, weil Landmannalaugar in jeder Ecke Besonderheiten bietet und man sich auf
permanenter Entdeckungsreise befindet. Beim Abendessen konnte ich zuschauen, wie sich eine Gruppe von Asiaten abmühte, ihr, für dieses Terrain eigentlich ungeeignete Zelt aufzubauen. Das
Spektakel dauerte gut eine halbe Stunde und selbst danach hatte die Konstruktion eine Seitenlagen, die an den schiefen Turm in Pisa erinnerte. Aber Schadenfreude dauert ja bekanntlich nicht lange
an. Kaum stand die Bude, haben die sich für das Schmunzeln von mir und den Leuten in den Nachbarzelten mit einer Grillorgie über die halbe Nacht gerächt. Einige Zelte auf dem Platz sahen am
nächsten Morgen in der Tat etwas "gerupft" aus, obwohl nur ein leichter Wind ging.
In Hveragerdi, wo ich zum letzten Mal Station vor Reykjavik gemacht habe, gibt es zahlreiche heiße Quellen, so dass der Ort zum Zentrum der Blumen- und Gemüseproduktion in Island wurde und von Gewächshäusern übersät ist. Es gibt auch Restaurants, die ihre Speisen nicht auf klassische Weise garen, sondern dafür die Geothermie nutzten; Kindern wird die Möglichkeit gegeben, ihr Frühstücksei im Dampf der heißen Quellen zu kochen, wofür es Geräte gibt, die entfernt an eine Angel erinnern. Durch den Ort fließt ein kleiner Fluss, der durch das Wasser der heißen Quellen warm ist und daher eine interessante Vegetation auf dem Flussgrund bietet; zahlreiche Algen, die in wunderbaren Grüntönen schimmern. In normalen, d.h. kalten Bächen und Flüssen sieht man das so nicht.
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Peter Windeck (Montag, 30 November 2015 22:52)
Sehr schöne, sachliche page mit excellentem Bildmaterial.
Wohltuend die technischen reviews aus der user Perspektive!
Kein auf Technik reduziertes Geschwafele, sondern immer den Zweck (Bild, Umstände) im Vordergrund betrachtend.