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Seljalandsfoss und Heimaey

Von Selfoss ging es, anders als geplant, völlig spontan entschieden zunächst nicht nach Landmannalaugar, sondern entlang der Südküste über Hella und Hvolsvöllur an den Seljalandsfoss. Genauer genommen an den Seljalandsfoss und seine "Nachbar-Wasserfälle", von denen zumindest einer genauso spektakulär ist, da er in eine kleine Schlucht stürzt, in der man sich wie in einer Höhle aus Moos, Stein und Wasser fühlt. Der Glúfrabúi Wasserfall.

Trotz Ganzkörper GoreTex war das eine ziemlich nasse Angelegenheit, ich weiß nicht, wann ich jemals so häufig die Kamera (Body wie auch Frontlinse) abgewischt habe. Aber egal, die Eindrücke dort waren wunderbar.

Nach den landschaftlich tristen, weil flachen 70km von Selfoss bis hierher, genau die richtige Abwechslung. Bei 30 Grad Außentemperatur wäre dieser Wasserfall die perfekte erfrischende Abkühlung, beim isländischen Wetter ist man hingegen froh, dass moderne Funktionskleidung wirklich gut funktioniert.

Abends, d.h. ab etwa 21.30 Uhr wurde das Licht für etwa eine Stunde lang noch einmal richtig schön. Die Wolken rissen auf und die Sonne konnte die Wasserfälle und das Grün um sie herum wunderbar plastisch herausmodellieren. Zudem gaben die restlichen Wolken dem Himmel eine schöne Struktur.

Da man hinter den Seljalandsfoss gehen kann, hatte man somit vor der Sonne einen wunderbar schimmernden Schleier aus Wasser. Für mich ist das einer der schönsten Wasserfälle Islands. Tags zwar ebenfalls sehr stark frequentiert, aber abends ein Genuss. Ich musste unweigerlich an einen Werbespruch denken, mit dem die Lahn und der Radweg Lahn beworben wird (der zärtlichste Nebenfluss des Rheins). Irgendwie würde dieses Adjektiv auch gut zum Seljalandsfoss passen.

Heute ging es dann mit der Fähre Hjerolfur, die nahe des Wasserfalls auf die Westmänner-Inseln übersetzt, nach Heimaey, der größten Insel des Archipels. Was das Licht heute Abend bringt, kann ich noch nicht sagen. Bei meiner ersten kleinen Tour nach Stori Höfdi, der Südspitze der Insel, habe ich erste Papageientaucher sehen können. Ich hoffe nun auf schönes Licht heute Abend. Stori Höfdi und die dort befindliche Wetterstation gehören zu den windigsten Orten Europas. Aber als ich heute da war, wehte nur ein laues Lüftchen, kein Vergleich zu den letzten Tagen auf dem Rad und sehr angenehm.

Ich mag diese Insel. Sie ist wie ein Kontinent in klein. Mit guter Infrastruktur, einem relativ jungen Vulkan, der bei seiner Eruption 1973 deutliche Spuren hinterlassen hat und die Insel spürbar hat wachsen lassen, mit einem etwa 6000 Jahre alten Vulkan, mit tollen Vogelfelsen und schönen Küstenlinien und schließlich mit grandiosen Aussichten auf die umliegenden Inseln und die Südküste Islands mit Hekla, Eyjafjallajökul und Myrdalsjoküll.

Es mag eher ein Gefühl als Tatsachen geschuldet sein, aber ich empfinde das Leben auf Heimaey immer etwas ruhiger und entspannter als auf Island selbst, wenngleich der Hafen zu den wirtschaftlichen wichtigsten im Süden des Landes zählt. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass der Verkehr außerhalb des Hafenbereichs sehr gering ist, zumindest verglichen mit dem, was im Süden auf der Ringstraße los ist.

Abendstimmung auf den Westmänner Inseln
Abendstimmung auf den Westmänner Inseln

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